Bambu Lab H2D im Test: Wie macht er sich beim klassischen 3D-Druck?

Bambu Lab hat in den vergangenen Wochen eine Menge vorgestellt. Mit dem H2D will Bambu Lab das nächste Level im Kreativbereich einläuten. Man verspricht eine All-In-One-Maschine, die aus einem professionellen 3D-Drucker, einem Laser-Modul bis 40 Watt, Plotter- und Schneidefunktion und etlichen Automatisierungen besteht. Nach dem Erfolg von X1 Carbon, A1 und P1P/S will Bambu sich ein zweites Standbein neben „klassischem“ 3D-Druck aufbauen. Die Zielgruppe ist diesmal nicht primär der Bastler, sondern anspruchsvolle Maker, (Etsy-)Shop-Betreiber und Kleinunternehmer, die platzsparend 3D-drucken, gravieren, basteln und schneiden wollen.
Der H2D ist nicht günstig, aber wenn er wirklich vereint, was Bambu Lab verspricht, könnte es eine echte Konkurrenz zu xTool & Co. werden. Ich durfte das Gerät ausprobieren, werde mich aber zumindest in diesem Post vorrangig mit dem 3D-Druck beschäftigen. Laser und Co. folgen.
Technische Daten
- Bauvolumen: 350 × 320 × 325 mm (Single Nozzle), 300 × 320 × 325 mm (Dual)
- Nozzles: Duales System, magnetische Aufnahme, 0,4 mm (kompatibel mit A1, aber optimiert)
- Heizbett: Vollflächig beheizt, PEI-Flex, optional hochpräzise Vision-Encoding-Platte
- AMS: 4-Spulen AMS 2 Pro inkl. Dryer (bis 65 °C), AMS HT für hochwertigere Materialien (bis 85 °C)
- Max. Temperaturen: Nozzle bis 350 °C, Chamber bis 65 °C, Bed unbekannt (typisch: ~110 °C)
- Filamente: PLA, PETG, TPU, ABS, PA(CF), PPS und mehr (Engineering-Grade)
- Laser-Modul: 10W oder 40W, mit grünem Schutzglas, Bird’s Eye Kamera, Air-Assist & HEPA-Filter
- Plotten/Schneiden: Pen- & Messerhalter, wechselbare Werkplatten (Magnet)
- Kameras: 3x 1080p (Nozzle, Toolhead, Live), 1x 8MP Bird’s Eye (Laser)
- Bed Leveling: Automatisch, inkl. Dual-Alignment, Vibrationsausgleich
- Display: 5-Zoll-Touchscreen, Zusatzkontrolle via App/Web
- Kompatibilität: AMS, AMS 2 Pro, AMS HT und (limitiert) ältere AMS-Modelle
- Konnektivität: USB, LAN, WiFi, optional Developer Mode (offline/USB-only)
- Sicherheit: HEPA-Filter, Carbon, verschlossene Tür, automatisierte Vents, Temperaturüberwachung, Not-Aus
Wie üblich bei Bambu Lab bekommt man beim Kauf des Druckers keinen Bausatz, sondern ein Gerät, was nach etwas Aufbau direkt bereit zum Drucken ist. Das Ding wiegt 31 Kilogramm, man packt es also besser zu zweit aus und reserviert auch etwas mehr Platz dafür. Das Chassis wirkt wesentlich wertiger als das des P1P. Sieht im wie ein echtes Profigerät aus. Ein dicker Alurahmen, saubere Kunststoffpanels, großzügige Glasscheiben (aufgrund des Lasers sind die Scheiben grün und lichtundurchlässig), ordentliche Türen mit stabilen Scharnieren und eine generell saubere Verarbeitung prägen das Bild. Einen Überblick über all das Zubehör bei der Kombo zu bekommen, ist schon die erste Herausforderung.
Auf der Rückseite finden sich alle notwendigen Anschlüsse und die automatische Belüftung. Der Innenraum ist übersichtlich, mit zentralem Heizbett und anpassbarer Arbeitsfläche. Das alles wirkt sehr wertig und robust. Besonders ist beim H2D das Dual-Nozzle-System, das sich auch komplett selbst einrichtet. Die Einrichtung dauert beim ersten Mal zwar gern mal eine Dreiviertelstunde, läuft aber von allein durch. Zeit also für eine Kaffeepause nach dem Aufbau.
Tool-Wechsel & Handling
Das Dual-Tool-System des Druckers ist smart. Der Druckkopf bleibt immer drin, Laser und Cutter werden magnetisch davor fixiert, ein Hebel verriegelt alles. Das ist im Alltag wirklich einfach. Der Werkzeugwechsel ist in unter einer Minute durch, null Fummelei und keine Kabelsteckerei. Die Heizplatte ist kompatibel mit Magnet-Platten für alle Druck- und Laserdisziplinen, was für zusätzlich Komfort sorgt.
Einen Kritikpunkt (oder besser Denkanstoß) gibt es jedoch beim Zubehör. Wer wenig Platz hat, muss die Wechselplatten und Zubehörteile irgendwie lagern. Das Gerät selbst bietet hier wenig Stauraum, man sollte also eine Box oder ein Sideboard einplanen.
Bambu Studio
Die Bambu Studio-Software kennt man bereits von allen anderen Printern des Unternehmens. Diese punktet mit der Live-Vorschau des konkreten Builds (inklusive Druckkopf und realistischem Betrachter), guter Filamentverwaltung und einem Material-Assistenten, der das AMS automatisch dorthin mappt, wo das Material am besten passt. Allgemein unterscheiden sich die Slicer-Tools der heutigen Hersteller ja alle nicht mehr viel voneinander.
Im Laser-Set kommt die separate „Bambu Suite“-Software dazu, zu der kommen wir aber später.
AMS-Management
Das neue AMS 2 Pro bietet erstmals ein Trocknungsfeature. Feuchte Filamente werden direkt im Gerät getrocknet, feuchte Luft abgelassen, trockene Luft bei Bedarf gehalten. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Druckjob vorher entsprechend vorbereitet wurde. Im Test klappte das sehr gut. Generell kann man das Stringing damit sehr gut vermeiden und spart vor allem die Anschaffung eines zusätzlichen Filamenttrockners, sofern einem vier gleichzeitig getrocknete Spulen ausreichen. Über kurz oder lang sollte jedes Material mal in die Trocknung, bevor es für den Druck verarbeitet wird, sonst wird das Ergebnis recht schnell unschön.

Das System kann (theoretisch) bis zu 24 Spulen (mit zusätzlichen AMS) parallel verwalten. Die Erweiterung funktioniert dann per einfachem Daisy-Chaining der AMS.
Alltagstauglichkeit und Qualität
Beim Thema Druckqualität liefert der H2D durchweg auf einem sehr guten Niveau ab, nur eben größer und mit weniger Müll als bei den vorherigen Modellen mit AMS. Feinere Modelle in PLA und PETG kamen mit sauberen Kanten, scharfen Konturen und erstaunlich wenig Ghosting heraus. Überhänge und Brücken bleiben sauber definiert, solange man im Profil nicht komplett übertreibt. Selbst bei hochgezogenen Modellen mit 0,25 mm Layerhöhe wirken die Flächen eher wie gegossen als gedruckt. Die Kombination aus sehr zuverlässigem Auto-Bed-Leveling und gut abgestimmter Kompensation von Vibrationen und Co. macht sich hier im Alltag deutlich bemerkbar.

Gerade der Dual-Hotend-Ansatz sticht im Test heraus. Ein normales AMS-Setup spuckt euch bei jedem Farbwechsel neben einem sogenannten Purge-Turm auch noch den unwillkommenen Poop aus. Der H2D reduziert das spürbar, weil eine Düse hochfährt und dicht bleibt. In der Praxis heißt das, dass mehrfarbige Logos, Labels oder kleine Kunstteile mit zwei bis fünf Farben deutlich weniger Abfall verursachen, als man es von einem einfachen AMS-System kennt. Im Slicer lässt sich bequem zwischen „Filament sparen“, „Komfort“ und komplett manueller Verteilung wählen. Vor allem bei Serienjobs, also 20+ identischen Teilen im Multi-Material-Layout, rechnet sich das sehr schnell beim Material.
Auch im ernsten Einsatz macht der H2D eine sehr gute Figur. Funktionsteile aus PETG bleiben sicher am strukturierten PEI-Blech sitzen, die Wände sind glatt und frei von Stringing, solange die Lüftung vernünftig konfiguriert und das Material trocken ist. Den geschlossenen Bauraum mit aktiver Heizung merkt man vor allem bei ABS-CF und anderen technischen Filamenten. Der Support ließ sich im Test immer gut entfernen. Für Anwender, die öfter Funktionsprototypen oder Werkstatt-Helfer drucken, ist das Paket aus geschlossener Kammer, trocknendem AMS und Dual-Hotend ein echtes Argument. Wer mehr will, kann sich auch noch das AMS HT dazustellen.

Flexibles TPU meisterte der H2D trotz des etwas umständlichen Bypasses am besten, wenn man sich an Bambus Vorgaben hält (direkter Einzug über die externe Spule, kurze Pfade). Der kleine Ball kam im Großen und Ganzen sauber aus dem Gerät, das Stringing war aber meine Schuld, da das TPU einfach zu feucht war. Weitere Modelle, die ich aus dem AMS HT heraus fütterte, waren sauber. Man merkt aber, dass der Fokus der Maschine eher auf Mehrfarb-PLA/PETG und technischen Kunststoffen liegt. Der Workflow für TPU ist machbar, aber nichts, was man im Halbstundentakt wechseln möchte. Wer viel TPU fährt, wird sich vermutlich eine dedizierte Konfiguration oder sogar eine zweite, einfacher bestückte Maschine hinstellen.
Spannend wird es, sobald der Bauraum wirklich ausgereizt wird. Großvolumige Objekte liefen über 30+ Stunden stabil durch, ohne Qualitätsverluste oder Temperaturprobleme. Die automatische Lüftung funktioniert hier wirklich hervorragend. Für PLA und PETG kühlt das System aktiv und verhindert Überhitzung, für technische Filamente schließt es die Klappen und hält die Kammer auf Temperatur. Man kann die Tür also einfach immer geschlossen halten und muss sich keine Gedanken machen.
Unterm Strich hinterlässt der H2D im Drucktest das Bild einer ausgereiften Maschine. Er ist nicht der schnellste im Feld, aber die Kombination aus enormem Bauraum, präzisem Auto-Leveling, sauber abgestimmten Profilen und dem material-sparenden Dual-Hotend macht ihn zu einem echten Arbeitstier für Viel- und Serien-Drucker. Wer hauptsächlich hübsche PLA-Figuren auf 200×200 mm druckt, schießt mit dem H2D deutlich am Ziel vorbei. Sobald aber große Stückzahlen, komplexe Multi-Material-Teile oder technische Kunststoffe eine Rolle spielen (idealerweise alles gleichzeitig), spielt das System seine Stärken voll aus.
Fazit
Der H2D von Bambu Lab ist aktuell einer der konsequentesten Schritte in Richtung eines echten Maker-Zentrums, das man sich auf den Schreibtisch stellen kann. Wer wirklich alles aus einer Box will, vom perfekten PLA-Großdruck über mehrfarbige Prototypen bis zu stabilen technischen Bauteilen, bekommt hier ein erstaunlich ausgereiftes, leistungsfähiges Tool. Die Software ist durchdacht und wird laufend verbessert, das Zubehörangebot ist üppig, die AMS-Dry-Features funktionieren wie versprochen und der Arbeitsalltag macht Spaß, wenn nicht gerade das Filament IM AMS-PTFE-SCHLAUCH BRICHT !!!!!!!!!!!!! – ein Problem, das man bereits von den älteren AMS-Systemen kennt. Kritik gibt’s vor allem für den hohen Preis sowie für ein paar Einstiegshürden für Laien. Für ambitionierte Maker, Profis, Künstler, Shopbetreiber und schnelle Prototypenbauer ist der H2D eine saubere All-in-One-Lösung. Doch die Konkurrenz schläft nicht – darum setzte Bambu Lab mittlerweile auch schon zweimal nach. Mit dem H2S und dem H2C hat man selbst noch zwei weitere potente Kandidaten im Portfolio. Und zu guter Letzt darf man auch die anderen chinesischen Konkurrenten nicht aus dem Blick lassen, vor allem aber eben auch den einzigen europäischen Konkurenten Prusa nicht, welcher zuletzt mit dem INDX-System von Bondtech an seinem Prusa CORE One von sich Reden machte.
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Wenn der Prusa CoreOneL mit INDX kommt – was angekündigt ist – wird es eng für das Vortek-System von Bambu.
Ich hab selber den H2D und werde garantiert nicht meinen Drucker mit Vortek aufrüsten, halte das System für unausgereift, solange noch ein AMS notwendig ist.
Zur Laser-Funktion des H2D – die ist ganz nett, ich hab schon einige Sachen damit erstellt, aber gerade wenn man viel Holzbearbeitung damit machen will, kann ich nur davon abraten, da sollte man sich lieber einen Stand-Alone-Laser zulegen. Holzberarbeitung erzeugt gewatlig Schmutz und den hat man überall im Drucker.
„Holzberarbeitung erzeugt gewaltig Schmutz und den hat man überall im Drucker.“
Danke für den Hinweis!
Ich liebäugelte auch, aber dafür ist es mir dann zu teuer. Auch wenn ich zunächst eigentlich nur kleiner Filtermatten lasern würde.
Mir kommt es so vor, als wenn der Artikel ein paar Monate zu spät erscheint.
Der H2D ist nach der Neuerscheinung von H2C und den vorhandenen Modellen H2S und P2S irrelevant geworden.
Ich sehe keinen Vorteil darin sich einen H2D anzuschaffen und nicht gleich den H2C.
Kommt drauf an, wofür man den nutzen will.
Ich drucke fast ausschliesslich einfarbig und dann ggf. mit Stützstrukturen aus anderem Material und dafür ist der H2D optimal ohne den ganzen Vortek-Zirkus.
Preislich gesehen klar, da lohnt der H2D nicht mehr.
Aber ich halte es wie BambuLab es in einem Post im Forum mal geschrieben hat „Vortek ist unser erster Versuch eines Toolchangers“ – dem wird mit Sicherheit noch ein zweiter und dritter Versuch folgen, der dann hoffentlich besser wird und ohne AMS auskommt.
Bis dahin warte ich lieber auf einen Prusa CoreONE-XL mit INDX